Keramik-Kunst im Kindergarten
Ergebnis der Zusammenarbeit der Kita Oase mit dem Stadtteilzentrum Prenzlauer Berg
von Susanne Besch
Die Kita-Kinder lernen spielend. Jedes Material ist willkommen. Sand, Teig, Knete und eben auch Lehm und Ton. Ton ist ein ideales Material zum Matschen, Draufhauen, Plattmachen, Rollen, Zusammenkleben. Vielleicht wird deshalb bei Töpferkursen fast reflexartig an Kinder gedacht.
Töpfern ist ein Beruf, der viel handwerkliche Erfahrung voraussetzt.
Während Ton allgegenwärtig in der Natur vorkommt und nicht viel kostet, verhält sich das schon mit Farben für Ton ganz anders. Es sind Metalloxyde, die die typischen Farben hervorbringen, nach dem der Ton gebrannt worden ist. Eisenoxyd macht den Ton ziegelrot und ist eines der verbreitetsten und unbedenklichsten Metalloxyde. Aber schon bei dem flaschengrünen Kupferoxyd oder dem leuchtendblauen Kobaltoxyd wird es deutlich, dass keramische Farben nicht gut geeignet sind für kleine Kinder.
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Es sind leider die beliebtesten leuchtenden Farben, die Schwermetalle enthalten.
Bei der Glasur wird es noch dramatischer. Kleinste Glassplitter sind mit Wasser angerührt und es ist klar, dass die Kleinen damit nicht in Berührung kommen sollen. Das Brennen bei enorm hohen Temperaturen, verbunden mit einer schlechten Energiebilanz, sei nur noch am Rande erwähnt, um Keramik mal so richtig schlecht dastehen zu lassen. Kurz gesagt, Ton ist super, aber das ganze keramische Drumherum ist gleichzusetzen mit einem Chemielabor.
Was ist bei dieser heiklen Ausgangslage an Töpfern mit Kitakindern noch drin?
Die Chemie von den Kindern fernhalten und alles so gut vor- und nachbereiten, dass für die Kinder genau die Lücke bleibt, für die sie alle großartig und uneingeschränkt hervorragend sind:
Ihre Umwelt zu beschreiben oder nachzuahmen, ohne sich von irgendeinem gestalterischem Vorbild einengen zu lassen. Jedes Kind, selbst das jüngste, ist dazu in der Lage, wenn es seiner Fantasie ungestört freien Lauf lassen kann. Ungestört von Grenzen wie etwa: „so sieht doch kein Hase aus“, oder danebenstehenden anderen Kindern, von den es ausgelacht werden könnte.
Ist das alles bedacht, liegt vor dem Kind eine gut vorbereitete, noch feuchte Tonfliese. Jedes Kind bekommt einen Schaschlik-Spieß als Stift in die Hand – so wird es funktionieren, garantiert. Die einen beginnen vorsichtig Striche zu machen, die anderen gehen kraftvoll ran und ziehen tiefe Furchen.
Beobachtet die Kinder, ermuntert sie, hört zu, was sie sagen! Wunderbar.
Es entstehen allerliebste Arbeiten, die es wirklich wert sind, im Anschluss gebrannt und glasiert zu werden. Als ein kleines Geschenk an die Eltern oder Großeltern werden sie sicher bewundert und länger genutzt und aufbewahrt.
Susanne Besch arbeitet seit 30 Jahren bei Pfefferwerk und leitet heute u. a. den Werkstattbereich des Stadtteilzentrums Prenzlauer Berg in der Fehrbelliner Straße 92. Sie ist Diplom-Sozialpädagogin und Keramikerin und arbeitet stundenweise in der Pfefferwerk-Kita Oase in der Kastanienallee 63. Sie unterstützt Keramik-Projekte und gibt Weiterbildungskurse für Erzieher*innen.